Nur noch fünf bis zehn Prozent der Schulhefte sind aus Recyclingmaterial. Die neue Wanderausstellung „Recyclingpapier macht Schule“ der Initiative2000plus klärt auf und will den Trend umkehren. Denn Schulen sind Papier-Großverbraucher: Bundesweit werden rund 200 Millionen Schulhefte jährlich verbraucht, ein enormes Potenzial für Umwelt- und Klimaschutz. Die Ausstellung wird unterstützt aus Mitteln des Förderfonds Trenntstadt Berlin.
Schwer wie ein Elefant wiegt unser Papierverbrauch: „Eine ganze Schulklasse verbraucht jährlich so viel Papier, wie ein riesiger, ausgewachsener Elefant an Gewicht auf die Waage bringt.“ Der Vergleich stammt aus der Ausstellung „Recyclingpapier macht Schule“ und zeigt, wie enorm der Papier-Verbrauch in Deutschland zugenommen hat: 256 Kilogramm verwendet heute jeder Einzelne von uns pro Jahr, seit 1950 stieg der Verbrauch damit um das Achtfache. Wer es schafft, kann den eigenen Mega-Konsum von über 20 Kilogramm im Monat an einer Hantel aus Papierstapeln stemmen.
Weitere Schautafeln führen von der Geschichte der Papierherstellung zur Frage, wo „wächst denn all dieses Papier?“ Auf einer Weltkarte sehen die Viert- bis Sechstklässler, für die die Ausstellung entwickelt wurde, wo die Urwälder sind, die für unser Papier abgeholzt werden. Die Beispiele Brasilien, Kanada und Indonesien zeigen, dass Menschen, Tiere und Pflanzen durch die Papierindustrie ihre Lebensgrundlage verlieren. Giftige Abwässer der Zellstoff-Fabriken verschmutzen Grundwasser und Flüsse, welche die Menschen zum Baden und Trinken nutzen. Die Ausstellung informiert über die dunklen Seiten des weißen Papiers, aber auch über die Alternativen. 90 % weniger Wasser und 60 % weniger Energie verbraucht die Herstellung von Recyclingpapier aus Altpapier im Vergleich zu Papier aus Frischfasern. Wasserkanister und Batteriepacks verdeutlichen den großen Unterschied. 95 % weniger Chemikalien sind nötig und kein Baum muss gefällt werden.
Die Ausstellung versucht auch, zu ergründen, warum der Recyclinganteil bei Schulheften und -blöcken so dramatisch zurückgegangen ist. Lag er 1990 noch bei 70 Prozent, so sind es aktuell nur noch 5 bis 10 Prozent. Was läuft also falsch beim Schulheftkauf? Verschiedenste Labels und teilweise von den Unternehmen selbst entwickelte Zertifikate erwecken den Eindruck, fast jedes Papier ist heute umweltfreundlich hergestellt. Die Ausstellung präsentiert die Fülle von Siegeln, die Umweltfreundlichkeit suggerieren, aber lediglich der Absatzsteigerung dienen sollen. Ein Beispiel ist das besonders missverständliche Doppelzeichen ‘Aqua Pro Natura/Weltpark Tropenwald’: Hier stammt der Zellstoff direkt aus Holz, das sogar aus Urwäldern außerhalb der Tropen kommen kann. So herrscht heute oft Unkenntnis und große Verwirrung nicht nur bei den Käufern, sondern selbst bei Händlern, über die tatsächliche Herstellung und die Umwelt-Auswirkungen der verschiedenen Papiere: Für „holzfreies“ Papier werden nicht keine, sondern besonders viele Bäume gefällt: Es besteht ausschließlich aus dem Zellulosefaser-Anteil des Holzes. „Chlorfrei gebleicht“ garantiert nicht den vollständigen Chlor-Verzicht. Uneingeschränkt verlässlich ist lediglich der „Blaue Umweltengel“, das Umweltzeichen des Umweltbundesamtes, vergeben von einer unabhängigen Jury. Doch oft haben selbst Schreibwarenfachgeschäfte gar kein Recyclingpapier mehr im Sortiment. "Es gibt noch viele Vorbehalte gegen Recyclingpapier", sagt Inga Böttner vom Freilandlabor Britz. Hier wird die Ausstellung vorbereitet und der Verleih an die Schulen koordiniert. Diese Vorbehalte stammen aus den 1970er-Jahren, als das Papier deutlich dunkler und rauer war. In der Ausstellung zeigt eine Material-Kiste, dass heute Recyclingpapiere Weißgrade erreichen, die denen von Neupapier kaum mehr nachstehen.
Mit insgesamt 18 Schautafeln und 6 Exponaten wurde die Ausstellung als mobiles System in zwei Versionen auf klappbaren Pappständern entwickelt, eine Version ist hängbar. Interessierte Schulen benötigen lediglich einen größeren Mehrzweckraum, um sie präsentieren zu können. Die Ausstellungsmacher der Initiative2000plusBerlin bieten zusätzlich Workshops und verschiedene Unterrichtseinheiten zum Thema an, auch unabhängig von der Ausstellung. Schulklassen können eine freiwillige Erklärung unterschreiben, dass sie in Zukunft Recyclingpapier kaufen. 168 Berliner Klassen haben sich bereits dafür entschieden.
Die Wanderausstellung „Recyclingpapier macht Schule“ wird gefördert mit Mitteln des Förderfonds Trenntstadt Berlin. Bis 2012 stehen dort insgesamt 2,7 Millionen Euro für kreative Projekte zum Thema Abfall bereit. Informationen über weitere geförderte Projekte sowie zur Antragstellung gibt es unter www.stiftung-naturschutz.de/wir-foerdern/foerderfonds-trenntstadt. Parallel läuft die Aktion Trenntstadt Berlin. Mit Plakaten, Kinospots, dem Internetportal www.trenntstadt-berlin.de und weiteren Aktionen werden die Berlinerinnen und Berliner über die umwelt- und klimaschonenden Aspekte von Abfalltrennung informiert und zum Mitmachen motiviert. Bereits jetzt wird durch unser getrenntes Altpapier-Sammeln in der blauen Tonne jährlich eine Waldfläche von der Größe des Grunewalds vor der Abholzung bewahrt, doch noch mehr ist möglich!
Ansprechpartner für die Medien:
Für Fragen zum „Förderfonds Trenntstadt Berlin“:
Heidrun Grüttner, Tel.: 030 / 26 39 40
www.stiftung-naturschutz.de
Für Fragen zu „Trenntstadt Berlin“:
Sabine Thümler, Tel.: 0171 / 22 72 210
www.trenntstadt-berlin.de.
Hier finden sich Tipps zur Abfallvermeidung und Mülltrennung und spannende Informationen zum Thema Ressourcen-, Umwelt- und Klimaschutz durch Kreislaufwirtschaft und Recycling
Für Fragen zur Ausstellung „Recyclingpapier macht Schule“:
www.Initiative2000plus-berlin.de
Infos zur Ausstellung:
Inga Böttner, Freilandlabor Britz, Tel.: 030 / 703 30 20
Die Initiative 2000plus Berlin hat das Ziel, die Verwendung von Schulmaterialien aus Recyclingpapier zu fördern. Sie wird getragen von den Umweltorganisationen ARA, BUND, NABU, Grüne Liga und Greenpeace, den Berliner Umweltbildungsträgern Ökowerk, Umweltladen Lichtenberg, Naturschutz Berlin-Malchow und Freilandlabor Britz e.V., Aktion 21 e.V., der Menschenrechtsorganisation Watch Indonesia, der Stiftung Naturschutz Berlin und der Berliner Stadtreinigung BSR sowie dem Umweltdienstleister ecodevelop.
Schirmherrin ist Renate Künast.
Teilen
Facebook
Twitter
E-Mail