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Vor 133 Tagen wurde die BSR-Vergärungsanlage für Bioabfälle in Spandau feierlich eingeweiht, ein bereits zu diesem Zeitpunkt vom Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnetes Projekt. Seither haben die Milliarden neuer BSR-Beschäftigter innerhalb der Anlage den Berliner Bioabfall zuverlässig in Biogas zur Betankung unserer Müllsammelfahrzeuge umgewandelt. Und das mit einer stattlichen Bilanz: rund 22.000 Tonnen Bioabfälle wurden verarbeitet, es entstanden rund 6.900 Tonnen feste Gärrest, 9.600 Tonnen flüssiger Dünger und über 600.000 Kubikmeter Biomethan. Mit letzterem könnte man 11 Millionen Kilometer mit dem gasbetriebenen PKW zurücklegen, also 275 Mal die Erde am Äquator umrunden.

Mit dem Projekt „Klimafreundlicher Kraftstoff aus Bioabfall“ gehört die Vergärungsanlage der BSR jetzt auch  zu den 100 Preisträgern des bundesweiten Wettbewerbs „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ 2013/14. Der Wettbewerb steht erstmals im Zeichen eines Themas: „Ideen finden Stadt“. Damit würdigen die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ und die Deutsche Bank Ideen und Projekte, die Lösungen für die Herausforderungen der Städte und Regionen von morgen bereithalten.

Wolfgang Lober von der Deutschen Bank in Berlin überreichte der BSR-Vorstandsvorsitzenden Vera Gäde-Butzlaff die Auszeichnung als „Ausgezeichneter Ort 2013/14“ und betonte: „Mit der Wiederverwertung wertvoller Ressourcen deckt die Berliner Stadtreinigung nicht nur einen großen Teil des Kraftstoffbedarfs für die eigene Flotte gasbetriebener Fahrzeuge. Sie übernimmt vielmehr Verantwortung für die Zukunft und machen die Stadt lebenswerter.“

„Unsere wichtigsten Rohstoffe sind die Ideen, die die Menschen haben. Diese Innovationen wollen wir sichtbar machen, denn sie stärken den Standort Deutschland“, begründete Wolfgang Lober das langjährige Engagement der Deutschen Bank im Wettbewerb. Aus rund 1.000 Bewerbungen wählte die Expertenjury aus Wissenschaftlern, Wirtschaftsmanagern, Journalisten und Politikern gemeinsam mit einem vierköpfigen Fachbeirat den ganzheitlichen Lösungsansatz zur städtischen Recyclingproblematik als Preisträger aus.

Bei der feierlichen Übergabe von Urkunde und Pokal an die BSR freute sich die Vorstandsvorsitzende Vera Gäde-Butzlaff über die neuerliche Auszeichnung: „Mit der Biogasanlage hat die BSR in Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit investiert. Aus dem Bioabfall der Berliner Haushalte machen wir klimafreundlichen Kraftstoff. Diese Investition zahlt sich ökologisch und ökonomisch aus: Wir tragen zur Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes bei und machen uns zugleich unabhängiger von steigenden Kraftstoffpreisen. Damit setzen wir deutschlandweit Maßstäbe für nachhaltiges Wirtschaften, wie auch die Auszeichnungen für diese noch jungen Anlage zeigen.“

Ein weiteres erfreuliches Ereignis konnte die BSR-Chefin zudem noch an diesem Tag vermelden: „Mit Abschluss der erfolgreichen Inbetriebnahme haben wir am gestrigen Tag die Anlage abgenommen, sie gehört nun der BSR.“

Auch der Spandauer Bezirksstadtrat Carsten Michael Röding zeigte sich erfreut, einen „Ausgezeichneten Ort“ im Land der Ideen in seinem Bezirk zu haben. Für ihn gehören dazu nicht nur die neuen Arbeitsplätze, sondern auch der Mehrwert für die ganze Stadt: „Alle Berlinerinnen und Berliner, die ihren Abfall trennen, wissen nun einmal mehr, wofür: damit die Müllwagen der BSR künftig rußfrei und leiser unterwegs sind. Und das mit selbst produziertem Gas und ohne Konkurrenz zwischen Tank und Teller. Die BSR leistet mit ihrer neuen Anlage einen innovativen Beitrag zur Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Spandau.“

 

Hintergründe zur Biogasanlage

Das Prinzip „Bioabfall wird Biogas“

BSR-Müllfahrzeuge transportieren den Bioabfall aus den Biogut-Tonnen in die neue Anlage. In den dortigen Fermentern vergären Mikroorganismen den Bioabfall zu Roh-Biogas. Die beim Vergärungsprozess zusätzlich entstehenden trockenen und flüssigen Gärreste werden später in der Landwirtschaft als Kompost und Dünger verwertet. Das in den Fermentern gewonnene Roh-Biogas wird aufbereitet und ist danach chemisch nahezu identisch mit Erdgas. Im Anschluss wird dieses Bio-Erdgas in das Gasnetz eingespeist. An ihren Gas-Tankstellen betankt die BSR schließlich ihre gasbetriebenen Müllfahrzeuge mit dem virtuell durchgeleiteten Bio-Erdgas. Damit schließt sich der Kreislauf.

Vom Beschluss zur fertigen Anlage

Die Errichtung der BSR-Biogasanlage wurde im Jahr 2007 vom BSR-Aufsichtsrat beschlossen. 2008 fand eine EU-weite Ausschreibung statt. Im Jahr 2009 wurde die Bauleistung an ein Generalunternehmen vergeben, und zwar an eine Arbeitsgemeinschaft der Strabag Umweltanlagen GmbH und der Strabag AG. Nach Abschluss des Genehmigungsverfahrens erfolgte im Jahr 2011 die Baugenehmigung. 2012 war Baubeginn. Im Frühjahr 2013 startete die erste Testphase einschließlich erster Gaseinspeisung in das Erdgasnetz. Es folgten die feierliche Einweihung, die Inbetriebnahme inklusive der Leistungsfahrt, die behördliche Abnahme und schließlich die Abnahme der Anlage durch die BSR am 15. Oktober 2013. Die Investitionssumme für die BSR-Biogasanlage beträgt insgesamt rund 30 Millionen Euro. Die Zeit- und Kostenplanung blieb stets im vorgesehenen Rahmen.

Jetzt geht’s richtig los

In der neuen Biogasanlage werden künftig pro Jahr die rund 60.000 Tonnen Bioabfall aus den Berliner Haushalten zu Biogas aufbereitet. Das Gas ist nach der Aufbereitung chemisch nahezu identisch mit Erdgas und wird in das Erdgasnetz eingespeist. Auf drei BSR-Betriebshöfen werden an eigenen Gas-Tankstellen 150 gasbetriebene Müllfahrzeuge aus diesem Netz betankt – etwa die Hälfte der gesamten Müllfahrzeug-Flotte. Dadurch können jährlich rund 2,5 Millionen Liter Diesel eingespart werden. Durch den energetischen Ersatz von Dieselkraftstoff und die stoffliche Verwertung der Gärreste kann der Ausstoß von insgesamt rund 12.000 Tonnen Kohlendioxid vermieden werden.